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La Fioritura

Ein Flugabenteuer im Herzen Italiens

Jedes Jahr verwandeln sich die Felder rund um Castelluccio in ein Meer aus Blüten. Diesen Frühling nutzte Adi Geisegger gemeinsam mit drei Freunden die Gelegenheit, dieses beeindruckende Naturschauspiel aus einer einzigartigen Perspektive zu erleben. Ihr Ziel: Der Streckenflugklassiker der Region – einmal rund um die Hochebene von Castelluccio fliegen, die atemberaubende Blumenpracht auf dem Piano Grande, dem Talboden immer im Blick.

Das magische Castelluccio

Castelluccio ist ein Sehnsuchtsort für viele Gleitschirmpiloten. Dieses kleine Dorf liegt mitten im Piano Grande, einem weiten Hochplateau, 200 km nordöstlich von Rom, umgeben von sanften Hügeln, die wie gemacht sind für das Gleitschirmfliegen. Obwohl ich die Gegend normalerweise im Herbst besuche, führte mich dieses Jahr ein besonderes Ereignis hierher: La Fioritura. Jeden Frühling verwandelt sich das Hochplateau in ein leuchtendes Farbenmeer aus Mohnblumen, Veilchen und Wildblumen. Als begeisterter Streckenflieger und Fotograf konnte ich dieser faszinierenden Kulisse bei idealen frühlingshaften Flugbedingungen nicht widerstehen, das kurze Zeitfenster der Blüte war jedoch eine Herausforderung. Gemeinsam mit Melanie, Mario und Robert machten wir uns mit großer Vorfreude auf den Weg nach Castelluccio – und diese Freude galt auch unserem brandneuen SIGMA DLS, den wir zum ersten Mal fliegen durften.

„Ein Naturschauspiel aus der Vogelperspektive betrachten ist immer besonders eindrucksvoll.“

Adi Geisegger

Aufstieg in die Freiheit

Die Wetterbedingungen waren vielversprechend, wenn auch etwas windig. Typische sportliche Frühlingsbedingungen in Castelluccio. Wir entschieden uns für den Aufstieg zu Fuss auf den 2400 m hohen Vettoretto, statt einen der per Strasse erreichbaren Startplätze zu wählen. Der Aufstieg über 1.000 Höhenmeter war mit dem SIGMA DLS und dem LIGHTNESS 4 auf dem Rücken ein Kinderspiel. Ich bezeichne diese Disziplin mittlerweile als Hike to Fly, wenn ich eine XC-Ausrüstung hochtrage und es nach dem Aufstieg zu Fuss auf Strecke geht. Am Startplatz zeigte sich die Thermik bereits von ihrer besten Seite, Ablösungen fegten in regelmässigen Abständen über den Grat. Nach dem Start stiegen wir schnell an den westlichen Hängen des Cima del Redentore auf, bis wir mit 2.700 Meter die maximale Höhe unseres Fluges erreichten. Während wir nach Norden in Richtung Monte Porche und Monte Prata glitten, öffnete sich die gewaltige Weite der Hochebene unter mir. Ein Gefühl grenzenloser Freiheit breitete sich in mir aus. Die Flüge in dieser Region sind ein Traum – keine Hindernisse, kein Stress, überall grosse, einfache Landeplätze. Klar, dass Castelluccio ein Klassiker für Genuss-Streckenflieger ist.

Fliegen im Farbenrausch

Nun drehten wir Richtung Südwest ab und erreichten den Monte Patino. Der Flug entlang einer hügeligen Landschaft, welche die westliche Grenze des Piano Grande bildet. Wir folgten den Aufwinden von Wolke zu Wolke, während das Tal und seine Blütenpracht sich immer wieder in neuem Licht präsentierten. Die Farben explodierten förmlich unter meinen Füssen. Bei der starken Thermik mit bis zu 6 m/s Steigen musste ich jedoch meinen Fokus wieder auf das Abenteuer in der Luft setzen. Am Schluss unterstütze uns der Rückenwind zurück Richtung Osten, wo wir unseren Flug vor drei Stunden begonnen hatten. Nach einem erfolgreichen Rundflug über den Piano Grande und rund 45 zurückgelegten Kilometern setzte ich schließlich zur Landung am Fuße des Hügels von Castelluccio an. Der Wind hatte inzwischen weiter zugenommen, sodass das Timing für die Landung perfekt war. Mit einem breiten Lächeln und einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit landete ich sanft. Gemeinsam liessen wir die die Erlebnisse des Tages bei einer für die Region typischen Linsensuppe Revue passieren.

"Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatten einen unvergesslichen Rundflug."

Adi Geisegger

Ein Abenteuer, das bleibt

Es gibt Flüge, die man nie vergisst. Der Flug über Castelluccio, über dem einzigarbeiten Blumenmeer, gehört definitiv dazu. Die abgelegene, karge Landschaft, die sanften Hügel und die Schönheit der Natur machten diesen Tag unvergleichlich. Ob im Frühling zur Blütezeit oder im ruhigeren Herbst – Castelluccio bietet zu jeder Jahreszeit unvergessliche Flugabenteuer.

"Frühling in Castelluccio bedeutet nicht nur Blütenmeer so weit das Auge reicht, sondern auch starke Frühjahrsthermik."

Adi Geisegger

Die Ausrüstung

Das Team

Adi Geisegger

Adi fliegt seit den frühen 1990er Jahren Gleitschirm und Drachen. In den vergangenen Jahren ist der Fotograf und Filmer auch immer öfters mit dem Paramotor anzutreffen.

Melanie Weber

Melanie hat vor sieben Jahren das Gleitschirmfliegen für sich entdeckt, als Hike&Fly-, Paramotor- und Streckenpilotin liebt sie es, neue Fluggebiete zu entdecken und so auf einen Trip wie diesen auf Entdeckungsreise zu gehen.

Robert Blum

Robert war einer der ersten deutschen Piloten, konnte 2013 die deutsche Streckenflugmeisterschaft für sich entscheiden. Am liebsten reist er mit seinem Gleitschirm in ferne Länder auf der Suche nach Neuland.

Mario Eder

Mario fliegt seitdem er 16 Jahre alt war. Fast 20 Jahre arbeitete er in der Gleitschirmentwicklung als Testpilot. Heute testet er für den DHV und arbeitet als freier Fotograf.